Münzherstellung wie sie früher war

Die Technik der Münzherstellung wie sie früher war

Im Rahmen dieser Einführung kann nicht die ganze Münztechnik dargestellt werden, es soll nur aufgezeigt werden, dass die Münzen durch die damaligen Herstellungsmethoden nicht so gleichmäßig ausfallen konnten, wie es heute der Fall ist. Das heißt, es wird heute vielfach der Zustand der Münzen wie bei den „modernen Ringprägungen“ beurteilt. Um zum Verständnis über den Zustand der Münzen aus der damaligen Zeit beizutragen (Zainende, Justierspuren, Schrötlingsfehler usw.), soll hier kurz das Verfahren geschildert werden, wie es in den Preußischen Münzstätten des 18. Jahrhunderts gehandhabt wurde. Dabei unterscheiden wir sieben Arbeitsgänge.

  • 1. Das Gießen
  • 2. Das Strecken
  • 3. Das Stückeln
  • 4. Das Justieren
  • 5. Das Rändeln
  • 6. Das Sieden und Scheuern
  • 7. Das Prägen

Das Gießen

Das Material, aus welchem eine bestimmte Menge der zu prägenden Münzsorte hergestellt werden sollte, wurde durch den Wardein auf das für den Münzfuß bestimmte Mischungsverhältnis gebracht. Danach wurde das Werk, so heißen die Legierungsbestandteile, dem Münzmeister zu gewogen. Der Münzmeister war dann für die weitere Münzherstellung zuständig. Nachdem die Masse (Werk) geschmolzen war, schöpfte der Wardein davon eine kleine Quantität ab und verwahrte sie. Das war die sogenannt Tiegelprobe. Dann wurde das Metall in Stangen gegossen. Diese Stangen hießen Zaine.

Das Strecken

Die Zaine mussten nun auf eine Stärke gebracht werden, welche die Münzen vor der Prägung haben sollten. Bei älteren Verfahren geschah dieser Vorgang durch Dünnhämmern. Durch dieses Verfahren verfestigte sich der Werkstoff und wurde, um die Geschmeidigkeit zu erhalten, mehrfach geglüht. Große Zeitersparnis brachten dann die Streckwalzen. Der Nachteil dieser Walzen war, dass damals die Wellenlager nicht fest und gleichmäßig genug arbeiteten und der Zain eine ungleichmäßige Dicke erhielt. Um den Fehler zu beseitigen, streckte man sie nochmals auf einer Reck- oder Streckbank. War das Probestück zu schwer ausgefallen, wurde der Vorgang wiederholt, die zu leichten Stücke wurden wieder eingeschmolzen. Ab 1719 brauchte man die Reckbank nicht mehr. Das Walzwerk wurde in größeren Münzstätten durch Pferde- oder Wasserkraft angetrieben. In den kleineren Münzstätten dagegen durch vier Münzarbeiter gedreht. Durch das Walzen wurde der Zain länger und man zerschnitt ihn der Bequemlichkeit halber in zwei oder mehrere Teile.

Das Stückeln

Vor Einführung eines Durchschlagewerkzeuges wurden die Platten, wie die ungeprägten Münzstücke hießen, von Hand mit einer Stückelschere ausgeschnitten und bei den größeren Stücken einzeln justiert. Anschließend wurden sie so gut es ging rundgeschlagen. Seit 1684 war in Berlin ein Locher, welcher dem Durchmesser der Münzen entsprach, im Gebrauch. Beim Walzprägewerk geschah das Stückeln nach der Prägung.

Das Justieren

Das Justieren hatte den Zweck, die Münzplatten auf das Gewicht zu bringen welches der Münzfuß vorschrieb. Man unterschied zwischen dem Justieren Jeden einzelnen Stückes „al pezzo“ und einer bestimmten Menge, welche eine Mark wog d. h. dem Justieren „al marco“. Das letztere Verfahren wurde hauptsächlich bei den Scheidemünzen angewandt. Im 18. Jahrhundert wurde aber oft auch bei größeren Stücken so verfahren. Das Justieren geschah folgendermaßen: der Arbeiter legte das Stück auf die Waage und feilte das überschüssige Gewicht ab. Zu leichte Stücke mußten wieder eingeschmolzen werden. Bei der Walzenprägung geschah das Justieren nach der Prägung. Diese Feilstriche sieht man auf den älteren Münzen oft, da der Prägeschlag sie nicht immer ausglich. Sie sind die sogenannten Justierspuren‘.

Das Rändeln

Um den Münzen das Gewicht, welches sie durch das Justieren erhalten hatten zu garantieren, wurden sie gerändelt. Zu damaliger Zeit war der Metallwert gleich dem Münzwert und so wurden bei den Dukaten oft die Ränder beschnitten oder abgefeilt. Man unterscheidet daher Randdukaten und ungerändelte und verlangte oft ausdrücklich die Bezahlung in gerändelten Dukaten. Die Preußischen Taler haben seit 1677, mit wenigen Ausnahmen, eine Randschrift oder waren gekerbt Die kleineren Berliner Münzen haben, bis auf erste Versuche (Nr. 4b und 7b) bis 1713 einen glatten Rand, während die Magdeburger 2/3 Taler schon seit 1698 einen Kerbrand hatten. Ab 1713 sind dann fast alle preußischen Gold- und groben Silbermünzen gerändelt. Eine Ausnahme bildeten hier nur die Königsberger Gepräge. Dadurch kommen die Königsberger Dukaten auch viel häufiger beschnitten vor als die Berliner.

Das Sieden und Scheuern

Die ausgeschnittenen Münzplatten waren durch das Glühen und den anderen Behandlungen schwarz geworden. Durch das Sieden in Chemikalien gab man ihnen ihren Metallglanz, wieder. Man unterscheidet hierbei zwei Arten. Bei der ersten, welche für feine Silber- und Goldmünzen angewendet wurde, waren nur die Unreinheiten und die Oxydation zu entfernen. Die zweite Art wurde bei den geringhaltigen Billonmünzen benutzt. Hierbei wurde durch längeres Sieden das Kupfer aus der Oberfläche entfernt. Die Schrötlinge erhielten dadurch eine rauhe Oberfläche, welche durch das Prägen aber wieder glattgedrückt wurde. Anschließend wurden die Rohlinge noch in einer sich drehenden Scheuertonne mit Wasser und Kohlestaub poliert. Die großen Silber- und Goldmünzen wurden einzeln von Hand poliert.

Das Prägen

Die freie Hammerprägung ist im 18. Jahrhundert in Preußen nur noch selten angewendet worden. Stattdessen ist das Fall- oder Klippwerk benutzt worden. Bei dieser Prägeeinrichtung wurde der Oberstempel in einem Rahmen geführt. Der Präger hob den geführten Oberstempel über einen Riemen mit dem Fuß hoch, legte die Platte auf den Unterstempel, und ein anderer Arbeiter schlug dann mit dem Hammer auf den herabgelassenen Oberstempel. Dadurch erreichte man einen senkrechten Prägeschlag. Als Nachteil galt, dass bei großen Münzen mehrere Schläge nötig wurden und Doppelprägungen nicht zu vermeiden waren. Aus diesem Grund wurde das Klippwerk im 18. Jahrhundert fast nur für kleinere Münzen, teilweise bis nach dem Siebenjährigen Krieg, eingesetzt.
In einigen Gebieten wurde auch das Walzprägewerk eingesetzt. Hierbei wurde der Zain zwischen zwei Walzen hindurchgeführt. Auf den Walzen waren die Münzbilder oval eingraviert. Die Einstellung der Walzen war, weil ja die Münzbllder genau gegenüber stellen mussten, nicht einfach. Als weitere Nachteile kamen hinzu, dass die Münzen gebogen waren und das Ausschneiden der Münzen schwierig war. Erhabene Gepräge konnten nicht hergestellt werden. Königsberg prägte auf diese Weise die Schillinge noch bis 1732.
Nur größere Münzen gebrauchte man damals ein Taschenwerk, eine Abart der vorherigen Prägemethode. Eine Verbesserung gegenüber dem Walzwerk war, dass nicht die ganze Walze ausgetauscht zu werden brauchte, wenn ein Stempel unbrauchbar wurde. Die Einstellung der Stempel aufeinander war ebenfalls vereinfacht. Eine weitere Erleichterung war, dass die Münzplatten vorher ausgeschnitten werden konnten. Diese Prägeart war bei den Falschmünzern, weil sie so geräuschlos arbeitete, sehr beliebt und wurde deshalb 1705 in Gelle und Preußen verboten.
Die Unregelmäßigkeiten der Walzen- oder Taschenprägewerkzeuge wurden durch die Einführung einer Maschine, welche etwa 1560 in Augsburg erfunden wurde, beseitigt. Sie ist unter verschiedenen Namen bekannt. Zum Beispiel Stoßwerk, Spindelpresse oder Balancier. Bei der Spindelpresse wird der Oberstempel zwischen einer Führung durch eine Spindelschraube auf und ab bewegt. Am oberen Spindelende sind zwei Hebelarme mit Schwunggewichten von etwa 30 Kilogramm angebracht. Der Oberstempel wird durch anwerfen der Hebelarme durch die Münzarbeiter nach unten auf den Schrötling, welcher auf dem Unterstempel lag, bewegt.
Durch die Bewegungsenergie wurde der Rohling beidseitig geprägt, und eine Münze war entstanden. Mit dieser Presse konnten etwa 30 Hübe in der Minute ausgeführt werden. Das Spindelwerk war in Berlin von 1700 – 1830 in Gebrauch. Die schönen ebenen Münzen schließen eine Prägung durch Taschenwerk aus. Im Jahre 1817 erfand Dietrich Uhlhorn eine Kniehebelpresse, welche schließlich den Balancier ab- löste und heute vielfach verbessert in der ganzen Welt verwendet wird.

aus „Die preußischen Münzprägungen” von Klaus Martin