Die Geschichte des Vereins – über 80 Jahre alt
Im Jahre 1920 war die wirtschaftliche Situation für die meisten Menschen in Deutschland alles andere als angenehm. Vor gerade mal zwei Jahren war der Erste Weltkrieg zu Ende gegangen. Die Folgen waren überall zu spüren. Das Geld wurde immer weniger Wert, die Inflation zeigte ihre ersten Erscheinungen. Da gab es in Harburg einige wenige Leute, die ein gemeinsames Interesse hatten und Briefmarken nicht nur zum Frankieren von Briefen benutzten, sondern diese fein säuberlich sortierten und geordnet aufbewahrten. Nachdem in der Tageszeitung die Briefmarkensammler Harburgs benachrichtigt waren, traf man sich am 17. September 1920 im Lokal des Herrn Hogrefe in der Karlstraße, um einen Briefmarkensammler-Verein zu gründen. Die Versammlung wählte Herrn Hausbalk zum 1. Vorsitzenden. Der neue Verein erhielt den Namen:
Briefmarkensammler-Verein von 1920 zu Harburg – Elbe.
Erst nach der Inflation, im Jahr 1923, konnten sich die Mitglieder entschließen, einen Monatsbeitrag einzuführen. Dieser betrug 25 Goldpfennige, und wer unentschuldigt am Vereinstreffen fehlte, zahlte 10 Goldpfennig in die Vereinskasse. Diese Gelder legte man in Briefmarken an, die dann verlost wurden; eine sehr wichtige Einrichtung für die damaligen Mitglieder, denn es ist überliefert, dass es um diese Verlosung ständige Diskussionen gab. In diesen Jahren waren fast alle Mitglieder engagiert am Vereinsleben tätig, denn mehr als gerade zwei Dutzend Sammler zählte der Verein auch nicht. 1924 hielt eine beliebte Form des Briefmarkenkaufs auch in Harburg seinen Einzug: der Rundsendedienst, mit diesem wurden auch die vom Verein gehaltenen Fachzeitungen weitergeleitet.
Am 6. Und 7. Juni 1925 hatten die Mitglieder es geschafft und präsentierten in der Gewerbeschule ihre erste Ausstellung. Eingeladen waren der damalige Oberbürgermeister Dr. Dudek und der verdienstvolle Oberpostdirektor Herr Rey, der auch die Ausstellung eröffnete.
Internationale Tauschverbindungen nach Jugoslawien, Holland und der Sowjet Union kamen zwei Jahre nach der Ausstellung zustande.
Aber immer noch fehlte eine eigene Satzung. Erst 1929, also 9 Jahre nach der Gründung, nach unendlichen Diskussionen, konnte diese verabschiedet werden. Nun war es an der Zeit für neue Themen wie das Sammeln von beschädigten Marken, Fälschungen und Sammeln mit und ohne Gummi. Die Gummirückseite der Marken beschäftigte die 26 Mitglieder des Vereins schon genau so wie heute Millionen von Sammlern.
Ein Jahr später feierten die Harburger Sammler im „Goldenen Engel“ das zehnjährige Jubiläum. Der Vorstand erwog den Beitritt zu einem Verband und die Gewinnung von Jugendlichen. Doch diese Überlegungen sollten bis zur Durchführung noch Jahre, ja sogar noch Jahrzehnte dauern.
Herrn Homeister, einem der Mitbegründer, bot der Vorstand 1932 die Ehrenmitgliedschaft an. Auch die zweite Ausstellung wurde im Vereinslokal „Goldener Engel“ gewagt.
Leider ging auch in den folgenden Jahren die politische Situation nicht ganz am Verein vorbei. Doch konnte der Vorstand die politische Neutralität für den Verein bewahren.
Endlich, 1935 trat der Harburger Briefmarkensammler-Verein dem Regionalen Verband Norddeutschland bei. Von den 30 Mitgliedern waren nach Kriegsende nur noch 18 Mitglieder vorhanden.
In der ersten Nachkriegszeit ging es den meisten Menschen nur um das nackte Überleben. Das Geld und Wertgegenstände wurden für den Lebensunterhalt und nicht für Vereinsbeiträge und Briefmarken benötigt und trotzdem: Am 25. Oktober 1945 findet die 1. Versammlung im neuen Lokal bei „Ehlbeck“ am Sand statt. Der bisherige Vorstand wird im Amt bestätigt. Drei Gründungsmitglieder erscheinen auch noch: Herren Pegel, Pöhls und Ketelhön. Eine Feier zum 25-jährigen Jubiläum wird schnellstens nachgeholt. Das Vereinsleben gewinnt sehr schnell an Bedeutung, wächst doch die Mitgliederzahl rasant bis 1948 auf 148 an.
In dieser schweren Zeit setzt der Vorstand für die Vereinsmitglieder neue Schwerpunkte: Allen die Ihre Sammlung im Krieg verloren haben und Mitglied im Harburger Briefmarkensammler-Verein sind, wird mit einer Spende von 100 Reichsmark geholfen, für die Anschaffung von Katalogen wird Altpapier gesammelt. Eine Ausstellung wird geplant. Reichsmark – Geld ist wieder genug vorhanden, und der Vorstand darf es weiter nach eigenem Ermessen ausgeben.
Am 21.06.1948 ist dann die Währungsreform da. 40 DM für jeden, und für die meisten Menschen kam sie unvorbereitet. Sechs Monate später fand die geplante 2. Ausstellung am 8. Und 9. Januar 1949 in der Turnhalle der Oberschule am „Alten Postweg“ statt. Harburgs Industrie unterstützte den Harburger Briefmarkensammler-Verein in hilfreicher Weise, so war es selbstverständlich, dass der Dank unseres Vereins in der Wiedergabe der Harburger Industrielandschaft im Sonderstempel seinen Niederschlag fand. Philatelistisch wurde diese Ausstellung ein großer Erfolg. In Hamburg bekommt der Harburger Briefmarkensammler-Verein von 1920 e.V. einen guten Klang, aber finanziell, in dieser so schwierigen Zeit brachte uns diese Ausstellung ein Defizit. Viele Mitglieder hatten ihre tatkräftige Hilfe bereitgestellt und persönliche Opfer gebracht. Wie knapp das Geld nun wirklich war, bekamen die Menschen täglich zu fühlen. Nur noch sieben Mitglieder werden an manchen Vereinsabenden gezählt. Beiträge geraten in den Rückstand und für notleidende Mitglieder ermäßigen wir den Beitrag.
Harburger Geschäftsleute sorgen durch Spenden zum Erscheinen unserer Vereinszeitung. Das traditionelle Grünkohlessen kann veranstaltet werden. Hierbei werden kleine Überschüsse erwirtschaftet, so dass sich die Harburger Sammler eine Quarzlampe anschaffen können. Besondere Anstrengungen dieser Zeit werden wohl immer unvergessen bleiben, so auch diese: der Verein hilft bei der Beschaffung teurer Ausgaben, wie Luftpost, Hochwasserblöcke und Rote – Kreuz- Blöcke der französischen Zone. Auch Kiloware der Bundespost konnte besorgt werden. Aber der Mitgliederbestand ging immer weiter zurück und bei Rundsendungen sind kaum noch Entnahmen zu verzeichnen.
Trotz aller Rückschläge resigniert der Verein nicht, Mitglieder erinnern sich an ihre besondere Energie, warben neue Mitglieder, brachten die Idee des Briefmarkensammelns wieder an Freunde und Bekannte, Mitte der fünfziger Jahre ging es wieder mit Riesenschritten aufwärts.
Zur Eröffnung der neuen Räume des Helms – Museums 1956 fand hier die 4. Ausstellung mit über 100 Objekten aus beiden Teilen Deutschlands statt. Bestaunt wird insbesondere der hier gezeigte einmalige Bayernbogen – und die Fachwelt staunt noch mehr, als bekannt wurde, dass die vier vom Harburger Briefmarkensammler-Verein verliehenen Goldmedaillen wirklich aus purem Gold waren.
Schon ein Jahr später, 1957 wurde wieder eine große Ausstellung im Helms – Museum durchgeführt. Wieder eine beispielgebende Ausstellung, aber nicht so erfolgreich wie im Vorjahr.
Mitte der fünfziger Jahre kann auch endlich die Gründung der Jugendgruppe verwirklicht werden. 1955 wird unter Fritz Hundt in Harburg der Ring Hamburger Philatelistischen Jugend etabliert.
Im Laufe der Jahre hat sich im Verein eine große Anzahl von Literatur angesammelt, so dass ein Bücherwart bestellt werden muss. All diese Literatur wird 1970 der Hamburger Philatelistischen Bücherei zur Verfügung gestellt. Bis zum heutigen Tag sind noch Sammler unseres Vereins hier ehrenamtlich tätig.
Immer einen Schritt voraus in der Philatelie waren die Harburger zu jeder Zeit. Schon zum Ende der fünfziger Jahre standen ganz große Pläne an, es sollte ein Haus der Philatelie in Harburg gebaut werden. Standort, Zeichnungen, Berechnungen alles war schon fertig, aber dann plante die Behörde etwas anderes. Durch diesen Rückzug der Zusage konnte die Finanzierung nicht mehr aufrecht erhalten werden.
Am 29. – 30. Oktober 1960 findet in Harburg wieder ein Großereignis statt: Die 1. Nationale Jugendausstellung der Deutschen Philatelistenjugend unter der Schirmherrschaft des Harburger Briefmarkensammler-Verein von 1920 e.V. brachte die Briefmarken sammelnde Jugend Deutschlands nach Harburg.
Als Hamburg 1962 von der großen Flut überrascht wurde, gingen die Mitglieder des Harburger Briefmarkensammler-Verein sammeln, um zu helfen und die größte Not zu lindern.
Bundesweit bekannt wurde der Verein dann 1963. Der damalige Vorsitzende, Arthur Gramsch, stiftete einen Leistungspreis, der seinen Namen trägt. Dieser Preis wird alle 3 Jahre an Persönlichkeiten verliehen, die sich für den Bund Deutscher Philatelisten einsetzen. 1966 wurde der Leistungspreis um Ehrennadeln in Gold und Silber erweitert, die an verdienstvolle Mitglieder des Vereins verliehen werden.
Unsere Jugend wird immer aktiver, 1964 findet die 1. Leistungsschau der Bezirksgruppe VII Harburg Ring Hamburger – Philatelisten – Jugend (RHPhj) unter dem Motto: Schule und Philatelie statt.
Leider müssen wir in den sechziger Jahren häufig unser Vereinslokal wechseln, weil dass große Schließen der Gasthäuser einsetzt. Sind wir noch ab 1956 bei Ihrke im Ratskeller zu finden, geht es nach der Schließung rasant weiter, erst bei Röder in der Winsener Straße, dann Moje, „Elbstadt“ Grupenstraße, „Eichenhöhe“ in Eißendorf, hier fünf lange Jahre, bis wir schließlich 1975 bis 1982 im Gildehaus am Schwarzenberg tagen können. Mit unserem 50 – jährigen Jubiläum, 1970, findet unsere 7. Ausstellung in der Eichenhöhe statt.
Unsere Jugend wird in diesem Jahr international. Mit dem unvergessenen Jugendleiter Gustav Klumpp kommt die Deutsch – Türkische Jugendbriefmarkenausstellung der Deutschen Philatelistischen Jugend e.V. Landesring Hamburg am 21. – 22. Februar 1970 in die Friedrich – Ebert – Halle nach Harburg. Es wurde eine bis dahin noch nie gesehene Briefmarkenschau der Jugend mit internationaler Anerkennung.
Die jungen Briefmarkenfreunde aus Harburg haben im folgenden Jahr eine weitere Ausstellung unter dem Motto: „Jugendwettbewerb – Sicherheit im Verkehr“ präsentiert. Auch diese Ausstellung wurde international und national sehr anerkannt. Ab 1974 werden unsere Ausstellungen dann alle drei Jahre bis 1980 im Gemeindesaal der Marienkirche stattfinden.
Die Harburger Schützengilde feierte 1978 das 450 – jährige Bestehen. Von Mitgliedern des Harburger Briefmarkensammler-Verein von 1920 e.V. wurden die postalischen Werbungen wie Briefumschläge, Postkarten und der dazugehörige Sonderstempel entwickelt, von den Bürgern unserer Heimatstadt anerkannt und gleichzeitig ein großer Erfolg für den Verein. Das erstemal, dass der Verein an einem Vogelschiessen teilnimmt. Während der ganzen Festwoche stehen wir mitten zwischen Karussell, Losbuden und Würstchenständen mit einem Info – Stand gemeinsam mit der Schützengilde auf dem Festplatz.
Um interessierte Menschen auf unseren Verein aufmerksam zu machen, machen wir Werbung mit Briefmarkenschauen in den Banken: Vereinsbank, Dresdner Bank und der Hamburger Bank.
Im Jahr 1982 findet der Verein dann sein Vereinslokal in Hausbruch im „Landhaus Jägerhof“. Hier finden nicht nur die regelmäßigen Vereinsabende statt, sondern auch die Ausstellungen der Jahre 1983, 1987, 1990 und 1993. Ebenfalls werden hier die jährlichen Tauschtage abgehalten und zugleich unsere Briefmarkenschauen gezeigt.
Unsere Mitglieder werden auf Ausstellungen in allen Rängen immer erfolgreicher. Die erreichten Goldmedaillen sind kaum noch zählbar. Ehrenpreise werden oft zu Auszeichnungen erreicht.
Erstmals veranstalten wir 1992, gemeinsam mit dem Lüneburger Briefmarkensammler-Verein e.V., in Winsen, eine Rang 3 Ausstellung. Wieder ein ganz neuer Weg, den wir gegangen sind. Zwei Vereine die zusammen eine Ausstellung durchführen, in einer Stadt die keinen eigenen Briefmarkensammler-Verein hat, sondern nur eine Ortsgruppe des Lüneburger Briefmarkensammler-Verein e.V. und wir gehen mit dieser Ausstellung in das Winsener Industriegebiet. Galt es doch, den Bewohnern zwischen den Städten Lüneburg und Harburg unser gemeinsames Anliegen Nahezubringen.
Im Jubiläumsjahr wird dann am 23. April die erste Ausstellung der „Offenen Klasse“ veranstaltet. Auch diese Ausstellung fand wieder sehr großen Anklang.
Seit 1973 führt der Vorsitzende Herr Herbert Stück den Harburger Briefmarkensammler-Verein von 1920 e.V. erfolgreich und vorbildlich. Mit immer neuen Initiativen hat er es geschafft, alle inneren und äußeren Probleme vom Verein fernzuhalten. Die Mitglieder hat er für unsere Sache motivieren können und hat dadurch ein vertrauensvolles Miteinander geschaffen. Sein großes Verdienst ist es, dass der Verein in eine gesicherte Zukunft blicken kann.
Die große Briefmarkenschau zum 75. Jährigen Bestehen mit Exponaten die alle schon höchste Auszeichnungen erreichen konnten und ausschließlich Mitgliedern des Vereins gehörten war ein voller Erfolg. Selten konnten so viele Besucher bei einer unserer Veranstaltungen gezählt werden. Die Presse hat ausführlich über den Verein berichtet.
Im Januar 1996 wurde Herr Wolfgang Harms zum 1. Vorsitzenden des Vereins gewählt. Gleichzeitig wurde erstmalig in der Vereinsgeschichte mit Frau Karin Müller eine Frau in den Vorstand gewählt. Sie nahm das Amt der zweiten Vorsitzenden war.
1997 war wieder eine Rang 3 Ausstellung unter dem Motto „Harburg `97“ geplant. Herr Harms stiftete auf der Jahreshauptversammlung in diesem Jahr den „Preis Moderne Philatelie“. Der Preis wird von nun an jährlich bei einer Briefmarkenschau oder Rang Ausstellung des Harburger Briefmarkensammler-Verein im April eines Jahres vergeben. Die „Harburg `97“ und er „Preis Moderne Philatelie“ waren wiederum ein großer Erfolg. In den folgenden zwei Jahren kamen Sammlungen aus ganz Deutschland und einige sogar aus anderen europäischen Ländern um an dem „Preis Moderne Philatelie“ teilzunehmen. 1998 hat sich der Vorstand entschlossen einmal jährlich eine international Briefmarkenschau im Herbst zusammen mit dem dann stattfindenden Großtauschtag durchzuführen. Der Erfolg der ersten zwei dieser Veranstaltungen, 1998 „Klassische Russland – Philatelie“ und 199 „Skandinavien“ war schon fast abzusehen.
Für das Jahr 2000 wurde wieder eine Rang 3 Ausstellung zum 80 jährigen Bestehen unseres Vereins durchgeführt: Das Motto „Harburg 2000 – 80 Jahre Harburger Briefmarkensammler-Verein von 1920 e.V.“ und „Vor 80 Jahren: Beginn der Straßenbahnpost in Hamburg“. Eine besondere Freude war es, dass Harburgs Bürgermeister Herr Bernhard Hellriegel die Schirmherrschaft für diese Veranstaltung übernommen hat.